Die Atmung eines Menschen im Schlaf sagt viel über seinen Gesundheitszustand aus. Weicht die Atmungsfrequenz vom Normalwert von 12- bis 18-mal pro Minute stark ab, so kann das ein Hinweis auf gesundheitliche Beeinträchtigungen sein. Teilweise ist diese nächtliche Atemfrequenz in Bezug auf Herzprobleme sogar aussagekräftiger als ein veränderter Herzschlag.
Um sich dieser hohen Aussagekraft der Atmung bei der Früherkennung von Erkrankungen zunutzezumachen, versuchen Wissenschaftler andere Methoden als die des herkömmlichen Schlaflabors ausfindig zu machen. So könnte die Atemfrequenz ohne den entsprechend größeren Aufwand vielleicht sogar zuhause und in Eigenregie gemessen werden.
Ein Forscherteam untersuchte bei etwa 400 Patienten, die im Schlaflabor der Charité Berlin mit den herkömmlichen Geräten unter nächtlicher Beobachtung standen, ob ein parallel angelegtes Bewegungsarmband vergleichsweise aussagekräftig ist, um den Atemrhythmus zu bestimmen. Die Messungen funktionieren ebenso wie beim Fitnessarmband, nur sind die Ergebniswerte genauer und können direkt auf eine spezielle Software übertragen werden.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass die auf diese Weise gemessenen nächtlichen Bewegungen sehr gute Angaben zur Atemfrequenz zuließen. Sobald die Bewegungen allerdings zu intensiv wurden, ließen sich keine zuverlässigen Werte bezüglich der Atmung messen. Für die Wissenschaftler ist das Studienergebnis Beleg genug, dass die Bewegungsarmbänder in bestimmten Nachtabschnitten ideal geeignet wären, um unkompliziert aber recht zuverlässig zur Früherkennung diverser Volkskrankheiten beizutragen.
Leube, J. et al.
Reconstruction of the respiratory signal through ECG and wrist accelerometer data.
Scientific Reports
9/2020